Euro-Koi vs. Japan-Koi Wo ist der Unterschied?
Der Koi ist ein immer beliebter werdender Fisch in unseren Gartenteichen und löst langsam den einfachen Goldfisch mit seinen Zuchtformen als Teichbesatz ab. Teichbesitzer verbinden den Koi aber meist noch mit dem Attribut „teuer“. Diese Halbwahrheit wird auch immer wieder durch verschiedene Medien verbreitet. Ein Bericht über einen Fisch für 1.- Euro ist ja auch nicht so interessant wie ein Bericht über den Fisch, für den man sich auch einen Porsche oder ein kleines Häuschen leisten könnte. Tatsache ist aber, dass kleine Koi für einen ähnlichen Preis wie Goldfische zu bekommen sind und nur einige wenige Spitzen-Exemplare auch Spitzenpreise bei Liebhabern erzielen.
Die teuersten Fische kommen immer noch aus Japan. Die eigentliche Heimat des Koi ist eigentlich China, von wo aus die ersten einfachen Farbformen nach Japan gelangten, wo sie intensiv weiter domestiziert wurden und wo vor allem im 20. Jahrhundert zahlreiche neue Farbformen und Rassen entstanden. Erst seit Mitte der 80er Jahre wurde der Fisch in Europa recht bekannt, obwohl sie auch schon früher hierher gelangten.
Koi werden auch in Europa und anderen Ländern, allen voran Israel und einige südostasiatischen Ländern erfolgreich vermehrt. Diese Nachzuchten können wesentlich preiswerter angeboten werden. Viele Teichbesitzer wundern sich beim Händler immer wieder, wieso ein Koi in einem Verkaufsbecken nur den Bruchteil des gleichgroßen Koi im Nachbarbecken kostet. Wo liegt also der Unterschied?
Ein Japan-Koi sollte auch aus Japan kommen
Die Bezeichnung „Japan-Koi“ ist keine Rassebezeichnung wie „Deutsche Dogge“ oder „Perserkatze“, sondern ein Hinweis auf die Herkunft des Koi. Manche Züchter vertreten die These, dass ein in Europa geborener Koi von japanischen Elterntieren ebenfalls ein Japan-Koi ist. Dem ist natürlich nicht so! Wenn man aus dem Samen holländischer Tomaten in Deutschland neue Tomaten züchtet, erzielt man ja auch keine holländischen Tomaten.
Da aber Japanische Koi wesentlich höhere Preise erzielen, ist es nicht erstaunlich, dass viele preiswerte Fische nicht ganz seriöser Händler aus Israel oder Malaysia während des Fluges nach Deutschland Ihre Nationalität wechseln und zu „echten Japanern“ mutieren.
Wie erkennt man nun einen japanischen Koi?
Das wird in der Tat immer schwieriger, da die Nachzuchten aus anderen Ländern immer besser werden, in einigen Ländern sind die Koi inzwischen so gut, das die Japaner selbst von dort Koi importieren, etwas größer ziehen und dann wieder teuer nach Europa und Amerika exportieren. Wenn man zu Beginn der Teichsaison nach Israel reist, kann man sich wundern, wie viele Japaner es auf israelischen Koizuchten gibt.
Was sind jetzt die Gründe für die hohen Preise japanischer Koi?
Zum Einen sind die Lebenshaltungskosten in Japan wesentlich höher als in Europa, so kann man dort für ein Bier auch schon mal 10.-Euro und mehr ausgeben. Diese Preise werden auch mit den Koi nach Europa weitergegeben. Zu anderen sind auch die Transportkosten wesentlich höher. Um Koi per Luftfracht zu transportieren, wird nun mal Wasser gebraucht, welches schwer ist und das die Fracht teuer macht. So kostet eine Box, in der beispielsweise 5 Koi von ca. 30-35cm transportiert werden können, ca. 150.- bis 200,-Euro alleine an Fracht zuzüglich Flughafengebühren, Steuer, Transport vom Flughafen zum Händler usw., d.h. ein solcher Koi, gleich welcher Qualität, kostet den Importeur schon mal ca. 40.-bis 50.- Euro nur an Transport, dazu kommt noch der eigentliche Einkaufspreis. Auch müssen Transportverluste mit einkalkuliert werden. Und Verluste in der späteren Hälterung gerade bei dem zur Zeit auch oder gerade in Japan vorkommenden Koi-Herpes-Virus machen die Kalkulation zu einem Abenteuer.
Außerdem werden in Japan für jeden verkaufbaren Koi wesentlich mehr Koi als in Europa oder anderen Ländern produziert. Die Japanischen Züchter selektieren ihre Koi-Nachzuchten alle paar Wochen. Nur der Koi, der den hohen Ansprüchen genügt, darf weiterleben und groß werden. So bleibt manchmal am Ende des ersten Lebensjahres nicht einmal mehr 1% der ursprünglichen Brut übrig. Diese Selektion wird schon seit Generationen dort durchgeführt, dementsprechend besser werden somit auch die Fische. Findet man also „Echte Japan-Koi“ bei einem Händler zu Sonderpreisen, kann da was nicht stimmen.
In Deutschland ist man hingegen froh über jeden Jungfisch, den man als Züchter bekommt und verkaufen kann. So werden auch weit weniger schöne Fische verkauft, diese bezeichnet man dann als Euro-Koi. Der Begriff klingt leider immer noch recht negativ und abwertend. Aber durchaus befinden sich unter den Euro-Koi auch schöne, gute Exemplare. Die Begriffe „gute“ Koi und „schlechte“ Koi sind sowieso nur sehr subjektiv. Hat ein Koi mit weniger schönen Farben nicht das gleiche Recht, zu leben und die gleiche Aufmerksamkeit verdient wie ein wertvoller Koi? Viele Teichbesitzer fragen immer danach, was ein guter Koi für Ihren Teich sei oder nicht. Mit dem Kauf eines Koi übernimmt man die Verantwortung für den Rest des Lebens dieses Fisches und da sollte man sich schon den Koi anschaffen, den man persönlich am liebsten mag und nicht den , von dem die Literatur behauptet, das dies der Schönste sei.
ein paar Beispiele: (durch Anklicken werden die Bilder
größer)Aber selbst, wenn man sich entschließt, etwas mehr Geld auszugeben und sich für Japan-Koi entscheidet, bedeutet das nicht, für immer einen guten Koi sein Eigen nennen zu können. Durch Haltungsfehler verblassen auch diese Koi und verändern Ihre Farbe. Schon mancher toller Fisch wurde innerhalb eines Jahres zum "grauen Etwas". Koi benötigen eine ausgewogene Ernährung und gute Wasserqualität, wobei sauberes Wasser nicht immer gutes Wasser sein muss. Die Spitzen-Koi in Japan schwimmen in sogenannten Mud-Ponds, was soviel wie Schlammteiche bedeutet. Diese Teiche sind oft sehr tief, manchmal 30m und tiefer. Das Wasser ist oft grün und der Boden schlammig, hierdurch bildet sich aber reichlich Naturnahrung und die bringt die prachtvollen Farben hervor. Setzt man dann solche Fische in den klaren Gartenteich bei ausschließlicher Kunstnahrung, verändern sich oft kurzer Zeit die Farben.
Grundsätzlich gilt auch: je kleiner der Fisch aus Japan ist, desto weniger schön wir der im Alter. Die Japaner sind natürlich Spezialisten in der Selektion von Koi und wissen recht genau, welcher Fisch später die besseren Aussichten hat und wie er sich wohl entwickeln könnte. So werden die weniger "Schönen" schon als Jungfische verkauft. Diese sind für deutsche Verhältnisse immer noch hervorragend, für japanische Verhältnisse aber Ausschuss-Ware. Solche kleinen Koi von 12-15cm Länge kann man in Deutschland schon für 20.- bis 30.-Euro bekommen, ein gleichgroßer Fisch aus Nachzuchten dürfte nicht einmal die Hälfte kosten.